Dezember 2020
Fotos: Milan Swolfs
Wetzlar Camera Auctions

Zum Ersten, zum Zweiten, zum Dritten

Es ist selten geworden, dass man mit Diskretion und Seriosität eine kleine Sensation schafft. Den Geschäftsführern des noch jungen Auktionshauses Wetzlar Camera Auctions gelingt das auf eindrucksvolle Weise.

Auktionshäuser sind in der Regel Traditionshäuser. Warum? Weil ihr Erfolg nicht einfach so wie ein weißes Kaninchen aus dem Hut springt. Und weil es ein Geschäft ist, das auf Vertrauen, Diskretion und Seriosität beruht, die man sich über Jahre und Jahrzehnte erarbeiten muss. Umso bemerkenswerter ist es, wenn drei Männer in Wetzlar ein Auktionshaus für Photographica eröffnen – und gleich in den ersten zwei Jahren Spitzenpreise für Raritäten erzielen, die man im Markt selten findet.

An Kaninchen glauben die Macher von Wetzlar Camera Auctions nachweislich nicht. Aber sie bringen alles mit, was es jenseits von Zauberei braucht, um ein Auktionshaus innerhalb kürzester Zeit erfolgreich aufzubauen. Lars Netopil gilt als einer der profundesten Kenner historischer Leica Kameras, seit rund einem Vierteljahrhundert handelt der Wetzlarer mit klassischen Kameras. Die Idee für das Auktionshaus hatte ihn schon länger umgetrieben. „Im Alleingang war das nicht denkbar“, erzählt er, „aber als ich mit den richtigen Partnern an einem Terrassenabend über den Dächern von Wien zusammenstand, erschien es plötzlich machbar.“ Der Zweite im Bunde ist der Wiener Jo Geier, der mehr als 10 Jahre Erfahrung im Photographica-Auktionsgeschäft mitbringt und ebenfalls für seine Expertise zu Kameras und Zubehören verschiedener Hersteller bekannt ist. David Pitzer schließlich komplettiert das geschäftsführende Gründungs-Trio und kümmert sich um alle kaufmännischen, juristischen und auch gestalterischen Fragen.

Kompetenz und der Marktkenntnis der Experten

Die Nische, die Wetzlar Camera Auctions besetzt, ergibt sich sozusagen aus den Kompetenzen und der Marktkenntnis der Experten. Dass die Auktionen in Wetzlar, dem Geburtsort der Leica, stattfinden, ist naheliegend. Im Fokus stehen natürlich Produkte von Leitz und Leica, aber auch Leica Kopien sowie Kameras und Objektive anderer Hersteller. „Wichtig ist für uns, dass wir die eingelieferten Sammlerstücke – wie wertvoll sie auch sein mögen – nicht nur bewerten, sondern deren Wert auch belegen“, betont David Pitzer. „Wir haben uns zur Aufgabe gemacht, wirklich alles, was wir über die auktionierten Sammlerstücke wissen, transparent zu machen. Deshalb leisten wir uns auch üppige Kataloge mit Quellenangaben, Provenienzen und jede Menge Abbildungen, die auch die kleinsten Gebrauchsspuren an einer Kamera dokumentieren.“

„Wir haben fast nichts dem Zufall überlassen und alles bestens vorbereitet“, erzählt Jo Geier, „aber als am 9. Oktober 2019 die erste Auktion stattfand, waren wir doch ziemlich aufgeregt. Viele langjährige Sammler saßen im Saal, einige boten online und am Telefon mit.“ Die Aufregung sollte rasch in Euphorie umschwenken – spätestens, als eine vergoldete Leica IA von 1929 für 275.000 Euro (inkl. Aufgeld) zugeschlagen wurde und der Prototyp eines Leitz Summicron 50 mm Objektivs aus den 1950er-Jahren von 6.000 auf den Rekordpreis von 100.000 Euro kletterte.

„Bundeseigentum“

Sehr selten ist diese Leica M3 für die Deutsche Bundeswehr von
1958 in einer frühen Ausführung mit Doppelaufzug. Auf der zweiten
Auktion 2020 erbrachte die Leica M3 oliv mit der Gravur
„Bundeseigentum“ 93.200 Euro.

„Historisch bedeutend“

Von 1947/48 stammt der frühe Prototyp einer NIKON L Messsucherkamera mit Leica Schraubgewinde, die die Experten von Wetzlar Camera Auctions als „historisch bedeutend“ einstufen. Versteigert wurde die Kamera bei der zweiten Auktion zum Rekordpreis von 397.900 Euro.

Vertrauen, Seriosität – und Rekordergebnisse

Dass die Auktion im Herbst 2019 keine Eintagsfliege sein würde, war also im Grunde schon vorher klar. Aber die zweite Auktion am 10. Oktober 2020 sollte dies nochmal eindrucksvoll untermauern. Natürlich fand die Auktion im Zuge der COVID-19 Epidemie unter besonderen Vorzeichen statt. Aber sie verlief nicht weniger erfolgreich. Mehr als 250 Lose kamen zur Versteigerung, darunter eine Leica M3 aus dem ehemaligen Bestand der Deutschen Bundeswehr in NATO-olivgrüner Lackierung von 1958, die ungewöhnlich hohe 93.200 Euro erbrachte. Leica Kopien aus einer prominenten Sammlung erzielten hohe fünfstellige Ergebnisse. Besonders spektakulär: Der frühe Prototyp einer NIKON L Messsucherkamera mit Leica Schraubgewinde erzielte nach einem spannenden Bietergefecht am Telefon sagenhafte 397.900 Euro (inkl. Aufgeld). Es handelt sich damit um den weltweit höchsten jemals für eine Nikon Kamera auf Auktionen erzielten Preis.

„Wir freuen uns natürlich sehr über solche Rekordergebnisse“, sagt Lars Netopil, „aber mehr noch darüber, dass wir über die beiden ersten Auktionen hinweg unsere Kompetenz und Marktkenntnis überzeugend unter Beweis stellen konnten. Die Resonanz unter den Einlieferern und Bietern ist unglaublich positiv.“ Das Konzept scheint also aufzugehen, das eingangs genannte Vertrauen der Kunden in die Seriosität des Auktionshauses zahlt sich aus. Bereits jetzt verzeichnet Wetzlar Camera Auctions bedeutende Einlieferungen für die nächste Auktion am 9. Oktober 2021. Und es spricht einiges dafür, dass das noch junge Auktionshaus für Photographica schon bald ein Traditionshaus sein wird.

Weitere Informationen:
www.wetzlarcameraauctions.com