R&D International
Im Juli starteten die ersten F&E-Kooperationsprojekte zwischen dem tschechischen ELI Beamlines Institut und zwei Unternehmen aus der Region. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) fördert die beiden Projekte mit mehr als 2 Millionen Euro.
Als das Wetzlar Network in das Förderprogramm „Internationalisierung von Spitzenclustern“ des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) aufgenommen wurde, war die Freude groß. Aber es lag noch eine Menge Arbeit vor den Verantwortlichen. Nach einer intensiven Vorbereitungs- und Antragsphase gehen nun die ersten F&E-Kooperationsprojekte in die Umsetzungsphase. Das BMBF fördert die beiden Projekte mit mehr als 2 Millionen Euro. „Das ist großartig“, freut sich André Noack, der für das Wetzlar Network alle Maßnahmen und Aktivitäten im Rahmen des Förderprogramms koordiniert: „Die Förderung leistet einen substanziellen Beitrag zum Gelingen der Projekte. Und zwar mit dem konkreten Ziel, die Ergebnisse der Entwicklungszusammenarbeit verwerten und vermarkten zu können.“
Internationale Entwicklungsprojekte mit Unternehmen aus der Region
Konkret – soweit man bei sensiblen Entwicklungsprojekten überhaupt konkret werden darf – geht es dabei zum einen um die Entwicklung einer ultraschnellen und hochauflösenden Röntgenkamera. Daran ist die Brückmann Elektronik als mittelständisches Unternehmen aktiv beteiligt. In Zusammenarbeit mit dem ELI-Beamlines Institut wurden die Parameter für eine Röntgenkamera mit bis zu 1.000 Bildern pro Sekunde (fps) festgelegt. Am Optikzentrum Wetzlar soll eine darauf angepasste neue strahlenresistente Zoomoptik entwickelt werden. Der tschechische Partner RIGAKU wiederum entwickelt dafür eine neue, ultraschnell gepulste Röntgenquelle. Das daraus resultierende Röntgen-System soll sowohl im Bereich der Grundlagenforschung als auch im Bereich der industriellen Anwendung (z. B. Qualitätssicherung bei der Leiterplattenfertigung) einsetzbar sein. „Wir gewinnen im Zuge des Entwicklungsprojekts neues Know-how im Bereich Kameratechnik und FPGA-Technik hinzu“, sagt Tim Stroh, Kaufmännischer Leiter von Brückmann Elektronik, „das erweitert unser Wissen und verschafft uns Kompetenzen in ganz neuen Geschäftsfeldern.“
Das zweite Projekt zielt auf ein neues Verfahren zur hochgenauen Wellenfrontmesstechnik ab. Im Zentrum steht der von DIOPTIC entwickelte DHS-Sensor (DIOPTIC-Hartmann-Sensor), mit dem die Topographie beziehungsweise Wellenfrontqualität von Laser-Hochleistungsspiegeln vermessen werden kann. Dafür hat der Optikspezialist DIOPTIC ein patentiertes Funktionsprinzip entwickelt. „Der Austausch mit dem ELI-Beamlines Institut ist für uns schon jetzt sehr belebend und wir sind sehr optimistisch, dass wir zu einem vielversprechenden Ergebnis kommen“, erklärt Jean-Michel Asfour, Geschäftsführer von DIOPTIC. „Die internationale Zusammenarbeit gibt uns viele positive Impulse.“ Das gilt auch für die Zusammenarbeit mit dem Entwicklungspartner MEOPTA, der seit Herbst 2018 mit im Boot ist. Auch in dieser Entwicklungskooperation ist das Optikzentrum Wetzlar einbezogen, das für den DHS-Sensor ein numerisches Modell entwickelt, mit dem die Leistungsfähigkeit des Sensors optimiert werden kann.
Projekte mit Modellcharakter
In beiden Projekten eröffnen sich den Unternehmen Innovationspotenziale und Wettbewerbsvorteile, die sie aus eigener Kraft nur mühsam oder gar nicht erschließen könnten. Sie profitieren von der fachlichen Kompetenz und technischen Ausstattung am Optikzentrum, nicht zuletzt vom Forschungsinteresse des ELI-Beamlines Instituts, das die wirtschaftliche Verwertung von Erfindungen und Entwicklungen ausdrücklich einbezieht. „Die Voraussetzungen für die internationale Zusammenarbeit in den Förderprojekten ist geradezu ideal“, betont Netzwerkmanager Ralf Niggemann. „Die Projekte haben Modellcharakter und zeigen, wie erfolgreich sich Entwicklungskooperationen für den Mittelstand gestalten lassen.“