Opto-Digital Technologies
Bei Leica Microsystems trifft herausragende Optikkompetenz auf Künstliche Intelligenz, opto-digitale Plattformen vereinen das Beste aus beiden Welten. Einen Blick in die Zukunft gestattet das neue Forschungs- und Entwicklungszentrum in Wetzlar.
Im Foyer des Hauptgebäudes von Leica Microsystems empfangen uns Markus Limberger und Sebastian Tille. Die Fahrt nach oben gleicht einer kurzen Zeitreise. Wir nehmen den Paternoster, der an vergangene Zeiten erinnert, und kommen im dritten Obergeschoss an, wo die Zukunft bereits begonnen hat. Vor wenigen Monaten hat das Unternehmen in Wetzlar hier ein hochmodernes Forschungs- und Entwicklungszentrum eingeweiht. „So wird Innovation nicht nur spürbar, sondern nun auch sichtbar“, sagt Markus Lusser, Präsident von Leica Microsystems. Für ihn ist der Innovationsgeist von Leica ein unablässiger Bestandteil der über 170 Jahre alten Unternehmenskultur in der Mikroskopie. „Nur mit bahnbrechenden Innovationen ermöglichen wir weltweit die Arbeit von Wissenschaftlern und Ärzten“, erklärt Lusser.
»Innovative Zusammenarbeitsmodelle fördern die Entwicklung innovativer Technologien. Unser neues Forschungs- und Entwicklungszentrum schafft dafür die allerbesten Voraussetzungen.«
Sebastian Tille, Global Director Open Innovation
Sebastian Tille (links) und Markus Limberger im neuen Foyer.
Entwicklung komplexer Mikroskop-Systeme auf Basis von innovativen Technologien
Welchen Beitrag diese Investition zu einer von Innovation geprägten Firmenkultur leistet, ist unübersehbar. Die Tag-Line im Eingangsbereich gibt die Richtung vor: „From Eye to Insight“ – also vom bloßen Betrachten zum Erkenntnisgewinn; von der klassischen Optik zu integrierten opto-digitalen Mikroskop-Systemen, die heute und in Zukunft immer mehr leisten; von der präzisen optischen und digitalen Visualisierung zu integrierten KI-Modellen. „Die Entwicklung komplexer Mikroskop-Systeme auf Basis von innovativen Technologien erfordert eine ganz andere, engere Art der Zusammenarbeit über die Grenzen von Abteilungen hinweg sowie mit externen Partnern aus Industrie und Wissenschaft. Und innovative Zusammenarbeitsmodelle fördern die Entwicklung innovativer Technologien. Unser neues Forschungs- und Entwicklungszentrum schafft dafür die allerbesten Voraussetzungen“, freut sich Sebastian Tille, Global Director Open Innovation.
So überrascht es nicht, dass der neue Bereich im dritten Obergeschoss („3rd Floor“) kein hermetisch abgeriegelter Hochsicherheitstrakt ist, wo Genies in Einzelzellen bahnbrechende Ideen ausbrüten. Stattdessen wirkt das Forschungs- und Entwicklungszentrum erstaunlich offen. Entwicklungsprozesse, so der Eindruck, sind hier Teil eines lebenden Organismus. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus verschiedenen Disziplinen arbeiten in einer hochmodern ausgestatteten und inspirierend gestalteten Arbeitsumgebung zusammen. Eine lange Theke lädt zu informellen Gesprächen und Zusammenkünften ein. Transparenz und Flexibilität prägen die Arbeitswelt. Handbeschriebene Post-Its und Prozesscharts kleben an großen Glasscheiben und erinnern daran, dass Innovation durchaus auch von kreativer Adaption lebt. Richtig zur Sache geht es an den Arbeitsplätzen, wo High-End-Produkte der nächsten Generation komplexe Alpha- und Betatests absolvieren.
Integration von KI in opto-digitalen Plattformen
Die innovative Entwicklung und Integration von opto-mechanischen und digitalen Komponenten zu opto-digitalen Systemen ist eine interdisziplinäre und multidimensionale Angelegenheit. Und Leica Microsystems hat sich in allen Kompetenzfeldern über Jahrzehnte eine herausragende Expertise aufgebaut. Von innen heraus, aber auch durch Akquisitionen. Im neuen Forschungs- und Entwicklungszentrum Wetzlar laufen die Fäden zusammen und auseinander. Aber nie nur in eine Richtung. Und, wie Sebastian Tille betont: „Technologische Innovationen sind für uns kein Selbstzweck. Entscheidend ist der Einsatz von Spitzentechnologien, die die Arbeit der Anwender optimieren und effizienter gestalten.“
Bestes Beispiel: KI. Jeder will es. Jeder spricht davon. Künstliche Intelligenz klingt immer gut und vor allem innovativ. Wie genau KI-Modelle im Einzelfall zielführend eingesetzt werden können, wird dabei gerne unterschlagen. Bei den Entwicklungsprojekten von Leica Microsystems geht es hingegen immer um die sinnvolle Integration von KI in opto-digitalen Plattformen. „Da eröffnen KI-Modelle tatsächlich die Möglichkeit, im Sinne der Anwender wirklich Neues zu erschaffen“, erklärt Sebastian Tille: „Wenn ich zum Beispiel Zellkerne identifizieren und finden will, kann ich das über Künstliche Intelligenz als lernendes System wesentlich effizienter gestalten.“
Dass die Mikroskopielösungen von Leica Microsystems zunehmend auf digitalen Innovationen basieren, ist nicht verwunderlich. Denn sie unterstützen die Anwender bei der Dokumentation, beim Bearbeiten und bei der Analyse von mikroskopischen Bildern. In Verbindung mit optischer Spitzentechnologie eröffnet sich damit der Zugang zu neuen Erkenntnissen in der biomedizinischen Forschung sowie neuen Methoden und Arbeitsabläufen für medizinische und industrielle Anwendungen. Das gilt für die Routinearbeit im Labor oder effiziente Arbeitsabläufe in der industriellen Qualitätssicherung bis hin zur Erforschung mehrdimensionaler dynamischer Vorgänge in lebenden Zellen, von der Neurochirurgie oder Ophthalmologie bis zur Analyse von pharmazeutisch-chemischen Prozessen.
»Die technologischen Entwicklungen, die wir heute in Wetzlar vorantreiben und realisieren, werden morgen in unseren Fertigungsstätten in Singapur und Shanghai zum Einsatz kommen.«
Markus Limberger, Vice President Global Operations
Mit den sich verändernden Anforderungen verändert sich auch die Art der Zusammenarbeit
Für Markus Limberger, Vice President Global Operations, hat dieser Innovationsgeist weitreichendere Dimensionen, wenn es gilt, die Fertigungsprozesse zu optimieren, um die Anforderungen der opto-digitalen Bildgebung zu erfüllen. Denn: „Innovationen in den Produkten können wir nur dann erfolgreich umsetzen, wenn wir in der Produktion entsprechend innovativ aufgestellt sind.“ Sobald er über die angesprochenen weitreichenden Dimensionen spricht, wird erst richtig klar, was das bedeutet: „Es wird erwartet, dass unsere Optiken immer präziser werden – dafür haben wir unsere Optikfertigung in Wetzlar in den vergangenen Jahren umfassend modernisiert und werden dies auch weiter tun. Im Zuge der digitalen Transformation müssen wir uns in die Lage versetzen, komplexe Produktions- und Messdaten über intelligente Softwareprogramme zu ermitteln und auszuwerten – dazu braucht es zukünftig noch weitere Kapazitäten und Kompetenzen im Data Management. Wenn wir heute eine Fertigungsanlage anschaffen, stammt sie in der Regel nicht von einem einzigen Hersteller, sondern von mehreren Partnern und Kompetenzträgern im Verbund. Die gemeinsam erarbeitete Lösung deckt dadurch stets einen Fertigungsworkflow und weniger einen einzelnen Bearbeitungsschritt ab.“
Markus Limberger könnte viele weiter Beispiele nennen, die er auf dem Weg in die Zukunft nicht aus den Augen verlieren darf und will. Hinzu kommt, dass sich mit den sich verändernden Anforderungen auch die Art der Arbeit und insbesondere Zusammenarbeit verändert: „Neben dem stetig steigenden Anspruch an die Kenntnisse der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in unseren Produktionsstätten ist dies insbesondere die Veränderung der globalen Einkaufsabteilungen von Leica Microsystems. Je höher integriert die Bauteile und Module sind, die von externen Partnern bezogen werden, desto tiefer und breiter das technische Know-how unserer Experten im Einkauf.“ Konkret sieht Limberger auch Potenziale, die sich aus der Zusammenarbeit mit Partnern und Zulieferern in der Region ergeben: „Der Austausch mit den Hochschulen oder Spin-Offs, die oftmals neue und unkonventionelle Ideen gemeinsam mit der Industrie weiterentwickeln wollen, ist für uns durchaus reizvoll.“
Wetzlar als Vorreiter im globalen Produktionsverbund von Leica Microsystems
Ein Punkt aber liegt ihm besonders am Herzen: der drohende Mangel an qualifizierten Nachwuchskräften. Dass man sich als Fachkraft aus dem akademischen Bereich im neuen Forschungs- und Entwicklungszentrum bestens aufgebhoben fühlt, kann man sich gut vorstellen. Zumal der Austausch mit jungen Kolleginnen und Kollegen unterschiedlicher Herkunft an den weltweiten Standorten von Leica Microsystems eine zusätzliche Bereicherung darstellt. Aber auch die Qualität in der Ausbildung zur Feinoptikerin und zum Feinoptiker wächst mit den Anforderungen an die Produkte. Traditionelle Fertigkeiten in der Herstellung optischer Komponenten und Systeme gehören dabei nach wie vor zu den Grundlagen der Feinoptikerausbildung – bilden sie doch die Basis für das, was den Schritt zum opto-digitalen System erst möglich macht: softwaregestützte Justage und Montage optischer Elemente, die physikalisch die Verbindung vom Objekt zum digitalen „Auge“ des Mikroskops, dem Bildsensor oder Detektor, herstellen. „Als Unternehmen innovativ und dabei als Arbeitgeber attraktiv zu sein – darauf wird es in naher Zukunft verstärkt ankommen“, ist Markus Limberger überzeugt.
Ganz gleich, ob es um das neue Forschungs- und Entwicklungszentrum geht oder um die Optikfertigung, um KI oder Industrie 4.0 – Wetzlar spielt im globalen Produktionsverbund von Leica Microsystems eine Vorreiterrolle. „Die technologischen Entwicklungen, die wir heute in Wetzlar vorantreiben und realisieren, werden morgen in unseren Fertigungsstätten in Singapur und Shanghai zum Einsatz kommen“, so Markus Limberger. Dass diese Initiativen von Wetzlar ausgehen, ist mehr als erfreulich. Für die Innovationskraft des traditionsreichen Unternehmens. Für die Stadt. Und für die ganze Region.
Unternehmensprofil
Leica Microsystems entwickelt und produziert Mikroskope und wissenschaftliche Geräte für die Analyse von Mikro- und Nanostrukturen. Das Unternehmen ist einer der Marktführer in den Bereichen Verbund- und Stereomikroskopie, digitale Mikroskopie, konfokale Laserscanning-Mikroskopie mit zugehörigen Abbildungssystemen, elektronenmikroskopische Probenvorbereitung und Operationsmikroskope. Leica Microsystems hat seinen Hauptsitz in Wetzlar und betreibt sechs große Werke und Produktentwicklungsstandorte auf der ganzen Welt. Das Unternehmen ist in über 100 Ländern vertreten, verfügt über Vertriebs- und Serviceorganisationen in 20 Ländern und ein internationales Netzwerk von Vertriebspartnern. Leica Microsystems gehört zu Danaher.