Dezember 2023
Fotos: Ralf A. Niggemann
MINT CLUSTER WETZLAR

Mehr MINT

Unter dem Dach des MINT CLUSTER WETZLAR werden die vielfältigen MINT-Aktivitäten in der Region gebündelt und kooperativ weiterentwickelt. Erste Förderprojekte und konkrete Planungen für das neue Science Center Wetzlar sind bereits angelaufen.

Das MINT CLUSTER WETZLAR arbeitet unter Hochdruck an der Vernetzung und Weiterentwicklung von MINT-Aktivitäten in der Region. Sichtbar werden sie schon jetzt auf der Website, erlebbar in inspirierenden Workshops und vorstellbar in den Planungen für das neue Science Center Wetzlar.

Wer wirklich verstehen will, warum es das MINT CLUSTER WETZLAR (MCW) gibt und was es damit auf sich hat, dem sei an dieser Stelle wärmstens empfohlen, sich live und in Farbe ein Bild davon zu machen. In der letzten Woche der Sommerferien zum Beispiel fand erstmals das neue Format MINT + ART des MCW statt. An fünf Tagen hatten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer die Möglichkeit, ihre eigenen Licht- und Klangkunstwerke zu erschaffen. Angeleitet von einschlägigen Experten, gingen die Kinder und Jugendlichen zwischen 10 und 14 Jahren hochmotiviert und inspiriert ans Werk. Im Fotostudio des Leitz-Park konnten sie arbeiten wie die Profis. Rund um den Leitz-Park gingen sie auf Foto- und Klangsafari. Es wurde experimentiert mit optischen Effekten an Kristallen, Spiegeln oder Seifenblasen; mit digitalen und analogen Instrumenten wurden Geräusche, Klangfarben oder sogar ganze Soundtracks generiert. Bei der Abschlussveranstaltung durften die Kinder und Jugendlichen ihre eigenen Licht- und Klangkunstwerke präsentieren. Zudem erhielten sie ein Zertifikat, das ihnen bei einer künftigen Praktikumsbewerbung sicher weiterhelfen wird.

Klingt gut? Absolut. Und rund 15 Kilometer Luftlinie entfernt gibt es an der Justus-Liebig-Universität (JLU) Gießen ähnlich spannende Angebote. Natürlich auch live und in Farbe. Im Schülerlabor „Physik in Aktion“ (PiA) experimentieren Schülerinnen und Schüler zum Beispiel mit EV3 Lego Robotern. Sie bringen dem Roboter Sehen, Fühlen und Bewegen bei. Die „Sinnesorgane“, die es dazu braucht, bestehen in der Robotik aus Sensoren. Sie ermöglichen dem Roboter, Hindernisse zu erkennen und die Fahrtrichtung zu ändern. Die Jugendlichen entscheiden selbst, auf welche Signale und Impulse ihr Roboter reagieren soll. Das muss entsprechend programmiert werden. Wird es der Roboter auf drei Rädern schaffen, ohne fremde Hilfe ein Labyrinth zu durchfahren? Ein Scheitern ist nicht ausgeschlossen. Aber hier gilt – wie so oft: Der Weg ist das Ziel.

Vielfältige MINT-Projekte und -Angebote für junge Menschen

Kunst und Technik gehen nicht zusammen? Robotik ist nur was für Jungs? „Alles Quatsch!“, sagt Prof. Dr. Claudia von Aufschnaiter vom Institut für Didaktik der Physik an der Justus-Liebig-Universität Gießen. Sie lässt keinen Zweifel daran, dass sie von solchen Schubladen nichts hält. „Uns geht es darum, junge Menschen auf verschiedene Art und Weise anzusprechen, um ihr individuelles Potenzial für MINT zu wecken. Entsprechend vielfältig sind unsere Projekte und Angebote.“ Die JLU Gießen ist einer der Verbundpartner des MCW. Gemeinsames Ziel der Initiative ist es, Jugendliche für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik zu begeistern. Dass es eben vielfältige und unterschiedliche Wege gibt, die dorthin führen – darin sind sich alle Beteiligten im Verbund einig. „Allerdings können wir die Effizienz und den möglichen Ertrag der Angebote deutlich steigern“, betont Prof. Dr. Peter Klar vom I. Physikalischen Institut an der JLU: „Unter dem Dach des MCW haben wir die Chance, unterschiedliche Expertisen zusammenzubringen und ein Netzwerk zu kreieren, in dem alle Akteure und deren Aktivitäten sichtbar werden.“

Wie genau das aussehen kann, lässt sich schon jetzt an der neu aufgesetzten Internetpräsenz des MINT CLUSTER WETZLAR erkennen. Hier werden MINT-Aktivitäten der verschiedenen Akteure sichtbar: das Viseum Wetzlar mit seinen Schulklassen-Workshops und dem Kulturprogramm JUNIOR genauso wie das Schülerlabor PiA, das neben der Robotik einen ganzen Strauß an physikalischen Themenbereichen abdeckt; die Kinder- und Jugendbildung der Stadt Wetzlar ist ebenso präsent wie die AKTION FEINOPTIK! Beim NaWitech-Festival der Naturwissenschaften und Technik an der Werner-von-Siemens-Schule in Wetzlar hat Projektmitarbeiter Reinhold Herrmann eine Mitmachaktion zum Thema „Sehen und Drehen“ (Optik und Mechanik) mit einem selbstgebauten Exponat angeboten. Auf der Ausbildungsmesse der IHK Lahn-Dill fungierte er als Messeguide und bot den Schülerinnen und Schülern wertvolle Orientierung.

Vom MINT-Interesse zur Berufs- oder Studienorientierung

Das Stichwort „Orientierung“ spielt beim Brückenschlag von der Schule in den Beruf oder das Studium eine tragende Rolle. Denn die Ausbildungs- und Studienmöglichkeiten haben sich in den letzten Jahren drastisch diversifiziert und befinden sich in einem steten Wandel. „Um junge Menschen begleitend zu unterstützen, fehlt jedoch ein langfristiges Konzept, das Aktivitäten zum Wecken und Fördern von MINT-Interesse hin zur Berufs- oder Studienorientierung bis in den Beruf altersgerecht koordiniert“, so Peter Klar. Genau dafür will die JLU in Kooperation mit dem Science Center Wetzlar das Projekt BeSt-MINT an der JLU etablieren, das in Zusammenarbeit und Abstimmung mit den Science Centern der Region sowie weiteren regionalen Akteuren der MINT-Bildung innovative Wege in die Vernetzung von Aus- und Weiterbildung entwickelt und erprobt.

Im Fokus der Aktivitäten des MCW steht aktuell neben der Vernetzung verschiedener Akteure die Konzeption des neuen Science Center Wetzlar in den Domhöfen, das künftig eine wichtige Anlaufstelle sein wird. „Eine unserer zentralen Aufgaben wird es sein, im neuen Science Center die Ausstellung und Exponate so zu konzipieren, dass sie Spaß machen, das MINT-Interesse der Jugendlichen ‚antriggern‘ und gleichzeitig konkrete Berufs- und Studienperspektiven eröffnen“, so Claudia von Aufschnaiter. Das klingt machbar, ist aber nicht nur didaktisch höchst anspruchsvoll. Denn in diesem „Dreisatz“ gibt es einige Variablen, die man in die Rechnung unbedingt miteinbeziehen muss: Wie kann man bei Jugendlichen das Interesse wecken, aufrechterhalten oder sogar noch befeuern? Wie kann man an den Exponaten altersgerecht differenzieren? Wie können die Exponate in die Curricula der Schulen eingebunden werden? Wie schafft man die Verbindung zur Berufs- und Studienorientierung? Nicht zuletzt: Wie lässt sich das in Zusammenarbeit mit den Partnerunternehmen technisch realisieren?

Unternehmen engagieren sich für MCW und Science Center Wetzlar

Für Peter Klar steht fest: „Das Science Center Wetzlar wird kein Museum sein, sondern ein Aktivitätsraum, in dem interaktive Exponate mit einer digitalen Lebens- und Arbeitswelt verbunden werden.“ Dieser digitale Hintergrund bietet den Jugendlichen einen Zugang zu wissenschaftlichem und technischem Wissen, das nicht nur altersbezogen, sondern auch interessengeleitet zur Verfügung gestellt wird. „Außerdem wird darin ein Bezug zwischen Exponat und den zugehörigen MINT-Bildungswegen und -Berufsfeldern sowie zu den einschlägigen Firmen als potenziellen Arbeitgebern in der Region hergestellt.“

2025 wird das Science Center in den neuen Domhöfen seine Pforten öffnen. Bis dahin leistet das MINT CLUSTER WETZLAR wertvolle Aufbauarbeit. „Einen entscheidenden Anteil am Gelingen haben insbesondere auch die Unternehmen und Institutionen aus der Region, die sich für das MCW und das Science Center Wetzlar engagieren“, betont Ralf Niggemann, Manager des Wetzlar Network und Vorsitzender des VISEUM Wetzlar. „Wenn wir es schaffen, auf diesem Weg dem steigenden Bedarf an MINT-Berufen in unserer einzigartigen Industrieregion gerecht zu werden, dann haben wir alles richtig gemacht.“

Weitere Informationen:

www.mintclusterwetzlar.de

Kontakt:

Ralf Niggemann
Manager Wetzlar Network
Vorsitzender des Viseum Wetzlar e. V.
info@mintclusterwetzlar.de