1895 – 2020
Vor 125 Jahren wurde die heutige Firma OCULUS Optikgeräte GmbH gegründet. Am Firmensitz in Wetzlar-Dutenhofen fertigt das Familienunternehmen erstklassige Geräte und Instrumente für die Augendiagnostik.
Da ist er also: der größte Sehtest der Welt, von dem wir so viel gehört haben. Schon aus der Ferne kaum übersehbar, reibt man sich auf der Fahrt zur Firmenzentrale von OCULUS die Augen, während die mächtigen Landolt-Ringe an der 68 m langen Außenwand des Logistikzentrums vorüberziehen.
Auf dem Parkplatz empfängt uns OCULUS-Chef Rainer Kirchhübel. Bevor er uns in die Firmenzentrale begleitet, werfen wir noch mal zusammen einen Blick auf die mächtige Fassade mit den Landolt-Ringen. Vor vier Jahren hat die Firma den Neubau in Wetzlar-Dutenhofen fertiggestellt. Ein Hochregallager, der Versand, der Service und zusätzliche Räumlichkeiten für Forschung und Entwicklung sind darin untergebracht. Beeindruckend, finden wir. „Fast schon zu klein“, entgegnet Rainer Kirchhübel und ergänzt: „Wir könnten schon wieder mehr Platz brauchen.“ Nun ist es durchaus nicht so, dass OCULUS jedes Jahr so ein Gebäude hinstellen würde. Aber dass das Unternehmen seit Jahrzehnten kontinuierlich wächst, ist kein Geheimnis. Und dass es sich bei der Geschichte von OCULUS um eine Erfolgsgeschichte handelt, lässt sich nicht von der Hand weisen.
Die Anfänge der „Spezialfabrik Ophthalmologischer Instrumente“
Als Alois Mager 1895 die „A. Mager Spezialfabrik Ophthalmologischer Instrumente“ in der Berliner Chausseestraße gründete, hatte Deutschland noch einen Kaiser, aber bereits einen Reichstag, Wilhelm Röntgen berichtete erstmals von den später nach ihm benannten Strahlen. Es war eine Zeit, in der auch in der Augenheilkunde und -diagnostik bahnbrechende Erfindungen von Deutschland ausgingen, etwa die des Augenspiegels (Ophthalmoskops) durch Hermann von Helmholtz oder des Perimeters durch Richard Förster. Albrecht von Graefe erzielte herausragende Erfolge bei der Behandlung des Grünen Stars und des Schielens. Graefe, der als „Vater der Augenheilkunde“ gilt, war in Berlin aktiv – nicht der schlechteste Ort also für eine „Spezialfabrik Ophthalmologischer Instrumente“.
Zu den Produkten, die in den Gründungsjahren der Firma gefertigt werden, gehören eben jene Augenspiegel, Javal-Ophthalmometer und der Perimeterbogen nach Förster. Schon damals schätzen Wissenschaftler, Mediziner und Augenoptiker die optische Präzision und technische Handhabung der Instrumente, die erst ab 1932 unter dem neuen Firmen- und Markennamen OCULUS verkauft werden sollten. Wilhelm Mager, Sohn von Alois Mager, hatte damals bereits die Firmenleitung übernommen. Nachdem Berlin am Ende des Zweiten Weltkriegs fast vollständig ausgebombt ist, sucht er nach einem neuen Standort – und findet ihn in Wetzlar, einem der beiden wichtigsten Zentren für optische und feinmechanische Industrie in Deutschland.
Auf- und Ausbau von OCULUS in Dutenhofen
In diesem Jahr 1947 tritt Kurt Kirchhübel als weiterer geschäftsführender Gesellschafter in das Unternehmen ein. Er ist vor allem mit dem Aufbau der Firma in Dutenhofen beschäftigt, stellt eine Fertigung mit alten Drehmaschinen auf die Beine, kümmert sich um qualifizierte Mitarbeiter, verhandelt mit Lieferanten und vor allem mit Banken, um das notwendige Kapital zu haben. Von Wetzlar aus kann OCULUS an die früheren Erfolge anknüpfen und kooperiert fortan eng mit Partnern aus der Forschung und Wissenschaft. Kurt Kirchhübel pflegt den Kontakt und Austausch mit den Koryphäen der Augenheilkunde, um in der ophthalmologischen Diagnostik ganz vorne mitzuspielen. Dadurch bleibt OCULUS auf der Höhe der Zeit – und ist ihr oft sogar ein Stück voraus.
Als Rainer Kirchhübel 1981 in die Geschäftsführung eintritt, spricht noch keiner von Globalisierung, aber er hat die Erschließung internationaler Märkte fest im Blick. 1985 schließt OCULUS mit dem japanischen Hersteller ophthalmologischer Geräte NIDEK Exklusiv-Verträge über Verkauf, Marketing und Kundenservice für NIDEK-Produkte in Deutschland. Auf internationalen Messen und Kongressen präsentiert OCULUS wegweisende Produkte einem staunenden Publikum: Mit dem neuen Twinfield, 1995 vorgestellt, ist erstmals statische und kinetische Perimetrie manuell und automatisch möglich. 2002 feiert die automatisch rotierende 3D-Scheimpflugkamera Pentacam ihre Weltpremiere, eines der heutigen Flaggschiffe von OCULUS. 2010 präsentieren die Dutenhofener erstmal das Corvis ST: ein Non-Contact-Tonometer mit Ultra-Highspeed-Kamera, das die Reaktion der Hornhaut auf den Luftimpuls in einer kurzen Filmsequenz mit mehr als 4.000 Bildern pro Sekunde zeigt.
»Wo OCULUS draufsteht, ist auch OCULUS drin. Und
›made by OCULUS‹ heißt bei uns ›made in Germany‹.«
Rainer Kirchhübel
Exzellente Technologien und herausragender Kundensupport
Man muss nicht im Detail verstehen, wie diese High-Tech-Geräte funktionieren, und bekommt doch eine Ahnung davon, was es heißt, auf dem Feld der hochspezialisierten Medizintechnik seiner Zeit immer ein Stück voraus zu sein. Dass dies gelingt, dafür sorgen heute bei OCULUS am Hauptsitz in Dutenhofen 410 hochqualifizierte Mitarbeiter und weltweit rund 500.
Eigene Tochterfirmen in Arlington und Florida in den USA betreuen den nordamerikanischen Kundenkreis. Auch in Tschechien, der Slowakei, Polen, Hongkong und Spanien werden die Kunden direkt über eigene Niederlassungen betreut. Und die Kundenbetreuung geht weit über das Produkt hinaus, wie Rita Kirchhübel, die im Unternehmen den Bereich Marketing leitet, ergänzt: „Die schnelle Entwicklung in der Medizintechnik verlangt von unseren Kunden ein hohes Maß an Fortbildungsbereitschaft. Deshalb haben wir über Jahre die OCULUS Akademie mit umfangreichen Weiterbildungsseminaren, internationale Symposien und Schulungen auf- und ausgebaut. Denn letztlich gilt für uns: Jedes Produkt ist nur so gut wie das Training und der Support.“
Die Erfolgsgeschichte von OCULUS hat also viele Facetten. Aber ein Erfolgsfaktor, den man bei einem High-Tech-Unternehmen aus Deutschland nicht unweigerlich vermutet, sticht unter all den anderen besonders heraus: OCULUS fertigt nahezu alle Bauteile, Komponenten und Systeme am Standort Dutenhofen. Und zwar mit einer Fertigungstiefe, die von den Hochleistungsoptiken über mechanische Präzisionsbauteile bis zur Entwicklung von Benutzeroberflächen und Software reicht. „Wo OCULUS draufsteht, ist auch OCULUS drin. Und ‚made by OCULUS‘ heißt bei uns ‚made in Germany‘“, sagt Rainer Kirchhübel nicht ohne Stolz. Der Erfolg gibt ihm recht. Und man kann eigentlich nur den Hut ziehen.
Weitere Informationen:
www.oculus.de